Münchner Weitblick

 

„Münchner Weitblick“ heißt die neue Veranstaltungsreihe der Olympiapark München GmbH, welche sich großen Herausforderungen unserer Zeit widmet. Dafür werden Impulsgeber:innen und Weichensteller:innen zusammengebracht, um gemeinsam ein Bewusstsein für die wichtigsten Aufgaben zu schaffen und interaktiv Handlungsspielräume und Wirkungszusammenhänge aufzuzeigen.

Schon heute trägt die Olympiapark München GmbH als Teil der Stadtgesellschaft zur Lösung einiger aktueller Herausforderungen unserer Gesellschaft bei. Etwa, indem sie gesundheitsfördernde Aktivitäten schafft oder sie Bürger:innen bei kulturellen und sportlichen Events verschiedenster Art zusammenbringt. Über diese Grundaufgaben hinaus möchte der Olympiapark einen Blick aus dem Heute in die Zukunft werfen und eine produktive Plattform für den Austausch zu den drängendsten Themen dieser Stadt bieten.

Die neue Reihe wird organisiert von der Olympiapark München GmbH in Kooperation mit „72.22 – Netzwerk für eine lebenswerte Stadt“ und begleitet von „TUM Think Tank – Hochschule für Politik München“. Ab 2023 stehen regelmäßig Herausforderungen der Gegenwart im Fokus, um mit Weitblick multiperspektivische Impulse für ein gesundes, kooperatives und zukunftsfähiges München zu geben.

Einen Einblick in das neue Veranstaltungsformat gibt´s auf Youtube.

 

 

 

Im Fokus: Herausforderungen der Gegenwart.


Das Ziel: Mit Weitblick multiperspektivische Impulse setzen und Lösungen realisieren für ein gesundes,
kooperatives und zukunftsfähiges München.


Themenbeispiele: Mentale Gesundheit, Energie, Fachkräftemangel und Mobilität.

/Meta/Zitate/Münchner Weitblick - Marion Schöne

Neue Energie braucht neue Ideen: Wie schaffen wir die Wende gemeinsam?

Die Rahmenbedingungen sind klar: Um den Klimawandel zu bremsen, muss sich unser Umgang mit Energie fundamental ändern. Was aber können wir gemeinsam tun, um mit Innovation und in Kooperation Strom und Wärme nachhaltig und bald klimaneutral zu erzeugen? Und was läuft bereits vielversprechend? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Vertreter:innen aus Wissenschaft, Lokalpolitik, Start-up- und Energiewirtschaft sowie das Netzwerk 72.22 beim zweiten Münchner Weitblick auf der Zukunftsplattform im Olympiaturm.

„Der Olympiapark verbraucht 12 bis 13 Millionen Kilowattstunden pro Jahr“, legte die Weitblick-Gastgeberin und Geschäftsführerin der Olympiapark München GmbH (OMG) Marion Schöne gleich zum Auftakt die Karten auf den Tisch. Für sie ist Strom ein wesentlicher Kostenfaktor, wenngleich die OMG längst nicht zu den größten Kunden des Impulsredners zählt. Prof. Florian Bieberbach ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke München (SWM) und nutzte seinen Vortrag für einen weiten Ausblick: „Wärmeerzeugung wird 2072 eine geringere Rolle spielen“, prophezeit er, „Kälteerzeugung wird dagegen an Bedeutung gewinnen.“ Bieberbach bezog damit die Erderwärmung in seine Prognose ein. Sie dürfte im Zusammenspiel mit den bis dahin besser gedämmten Häusern den Heizbedarf deutlich reduzieren, aber gleichzeitig im Sommer auch in München weitflächig Klimatisierung erforderlich machen. Die SWM setzen dabei viel Hoffnung auf Geothermie ergänzt durch Wasserstoff.

Die Gegenwart und die nähere Zukunft standen bei der anschließenden Diskussionsrunde im Fokus. Dort brachten Dr. Simon Köppl, Leiter Reallabore bei der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE), Rupert Steigenberger, Erster Bürgermeister der Gemeinde Berg, und Andreas Eberhardt, Co-Founder von Pionierkraft, die Perspektiven von Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Start-up-Wirtschaft ein. „Es mangelt nicht an Visionen und Zielen“, sagte Köppl. „Die eigentliche Frage ist aber, wie die konkreten Handlungspläne aussehen.“

Ein Beispiel für konkretes Handeln – und die oft damit verbundenen Hürden – liefert die Gemeinde Berg, in der mittlerweile fünf Windräder erfolgreich laufen und ihr Soll sogar übererfüllen. „Der größte Widerstand kam dabei aus den Nachbargemeinden“, verriet Bürgermeister Steigenberger. Widerstände gehören auch zum Tagesgeschäft des aus der TUM hervorgegangenen Start-ups Pionierkraft. Dessen Vision: auch Mietern in großem Stil Solarenergie zu ermöglichen. „Bislang gibt es in Deutschland so gut wie keine Photovoltaik auf Mehrfamilienhäusern“, sagte Eberhardt. „Um das zu ändern, müssen wir viele Ängste und regulatorische Restriktionen rund um Mieterstrom überwinden.“ Lohnen dürfte sich der Aufwand in jedem Fall: Allein in München könnten 50.000 Dächer grünen Strom für Mietswohnungen liefern.

„Vielleicht können wir das ja gemeinsam schaffen“, meldete sich Münchens Umweltreferentin Christine Kugler anschließend zu Wort. „Wir planen, mit einer neu gegründeten Photovoltaik-Agentur passende Flächen zu vermitteln.“ Spontane Kooperationsszenen wie diese sind ein entscheidendes Element der Weitblick-Reihe. Sie will, ganz im Sinne des Netzwerks 72.22, das die Reihe als Kooperationspartner der OMG organisiert, Ideen und Expertisen bündeln, um gemeinsam dem Ziel einer kooperativen, lebenswerten und zukunftsfähigen Stadt näher zu kommen.

Beim Weitblick-Abend fand dieser Co-Creation-Prozess seinen Höhepunkt erneut im „Future Synthesizer“. Inspiriert vom Impulsvortrag und den Perspektiven der Diskutanten formulierten die Stadträt:innen, Referatsleiter:innen und Unternehmer:innen im Publikum ihre eigenen Ideen für eine gemeinschaftlich gemeisterte Energiewende in München.

Fotocredit: Luise Aedtner, Münchner Weitblick + 72.22

Wissenschaft und Stadt im Austausch - Mentale Gesundheit in München: Was hat Corona mit unserer Psyche gemacht?

Die Pandemie hat sich auf die mentale Gesundheit der Bürger:innen ausgewirkt: Psychische Erkrankungen nehmen zu. Was kann die Stadt tun, um das zu ändern? Darüber diskutierten Wissenschaftler:innen mit Stadträt:innen, Referatsleitungen, Jugendliche und engagierte Unternehmer:innen sowie das Netzwerk 72.22 beim ersten Münchner Weitblick auf der Zukunftsplattform im Olympiaturm.

„Oberflächlich hat München die zwei Jahre Corona recht gut überstanden“, sagte Martin Felber, Direktor der AOK München. Doch bei näherem Hinsehen hat die Pandemie einige besorgniserregende Spuren hinterlassen, wie er mit Statistiken zur mentalen Gesundheit aufzeigte: So sei die Zahl psychischer Erkrankungen bei Arbeitnehmer:innen seit 2020 spürbar angestiegen; fast die Hälfte aller, die Krankengeld beziehen, hätten inzwischen eine psychische Erst- oder Begleitdiagnose. Besonders ernst ist die Lage bei Jugendlichen: Hier registriert die AOK zweistellige Zuwächse bei Depressionen, Essstörungen treten gar um mehr als 50 Prozent häufiger auf.

Der Impulsvortrag des AOK-Direktors legte die Basis für die Diskussionen und die Suche nach Lösungsansätzen beim ersten Münchner Weitblick. Bei der Auftaktveranstaltung am 21. November lieferten darüber hinaus die Stadtentwicklungs-Professorin Agnes Förster, Professorin für Stadtentwicklung, der Sportdozent und Jugendtrainer Nicolai Kammann sowie Prof. Peter Falkai, Leiter der LMU-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie München drei Perspektiven: „Soziale Kontakte sind unser wichtigstes Lebenselixier“, betonte Prof. Falkai, demzufolge besonders Kinder und Vorerkrankte unter pandemiebedingten Einschränkungen litten. Zudem hielt der Psychiater städtische Räume für elementar, die dem Olympiapark ähneln: „Grün ist gut für die Psyche“, sagte er und fordert mehr Flächen, in denen sich Höhen und Tiefen, Grün und Wasser abwechseln.

Auch Prof. Förster, die an der RWTH Aachen den Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung hält, wies auf Probleme hin, die aus der „Nichtverfügbarkeit von Raum“ während der Pandemie resultierten, als etwa Büros, Bibliotheken, Museen und Restaurants geschlossen blieben. Wenn es um die Erschließung neuer Räume geht, plädiert sie für mehr aktive Bürgerbeteiligung: „Die Menschen sollten nicht nur Konsumenten der Stadt sein, sondern auch mitmachen und selbst Räume gestalten. Vor dem eigenen Haus, im Hinterhof – auf Freiflächen der Stadt”.

Sportdozent und Jugendtrainer Kammann wiederum kritisierte, dass gerade für Jugendliche in München Plätze fehlten, an denen sie skaten oder Fußballspielen können, ohne als Störfaktor zu gelten. „Und manche vorhandenen Freiräume kennen viele Menschen gar nicht“, erklärte er. Zudem fordert Kammann einen Bewusstseinswandel, damit das Großstadtleben gesünder wird: „Es genügt nicht, Flächen anzubieten. Wir brauchen auch mehr Bewegungsoptimismus.“

Ein erster Schritt in diese Richtung deutete sich in der anschließenden Diskussion mit Stadträt:innen und Referatsleitungen an, bei der es unter anderem um Schanigärten, Nutzungskonflikte auf öffentlichen Flächen, konsumfreie Räume und Bewegungsanreize ging. Stadtbaurätin Prof. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk wies auf die neue Stadttouren-App „München entdecken“ hin, die das von ihr geleitete Referat für Stadtplanung entwickelt hat: „Vielleicht ließe sich da auch ein Bewegungsspaziergang integrieren.“

Weitere Ideen für ein gesünderes München wurden danach beim sogenannten „Future Synthesizer“ gesammelt. „Lassen Sie uns gemeinsam Zukunftsmusik machen“, beschrieb Prof. Förster das von ihr entwickelte Format, bei dem die Teilnehmenden in Zweier-Teams heute darüber nachdachten, wie der Olympiapark auch im Jahr 2072 ein mobilisierender Raum für ein gesundes und zukunftsfähiges München sein kann – und was dafür schon in den kommenden Jahren getan werden könnte. Mindestens eine der Projektideen wird ab Januar in einem Co-Creation-Prozess mit mehreren Partnern konkretisiert und nachfolgend im Olympiapark umgesetzt.

„Schon die heutige Premiere hat gezeigt, was alles möglich ist, wenn drängende Themen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und gemeinsam bearbeitet werden“, sagte OMG-Geschäftsführerin Marion Schöne nach dem Auftakt.

Die 1. Münchner Weitblick wurde von einem Podcast-Format begleitet. Dieser steht unter folgender URL zum Download bereit.

Fotocredit: Luise Aedtner, Münchner Weitblick + 72.22